König­stein – ein Berg Pro­jek­te und kein Geld

Ascan Ire­di, der Vor­sit­zen­de der FDP in König­stein, zieht eine ernüch­tern­de Bilanz zum Jah­res­start 2023: “In unse­rer Stadt tür­men sich die not­wen­di­gen und gewünsch­ten Vor­ha­ben zu einer Gesamt­sum­me von 120 Mio. Euro auf. In den ver­gan­ge­nen Jah­ren gab es bei den gro­ßen Pro­jek­ten kaum Fort­schrit­te. Die dicken Bret­ter wur­den nicht gebohrt! Publi­kums­wirk­sa­me The­men stan­den im Vor­der­grund und die gro­ßen Pro­ble­me wur­den nicht ange­gan­gen. König­stein bringt es nicht auf die Reihe.“

Die Lis­te der Pro­jek­te reicht vom Wie­der­auf­bau der teil­wei­se ein­ge­stürz­ten Mau­er am Burg­weg, der Her­stel­lung von Bar­rie­re­frei­heit im Rat­haus, der Sanie­rung des Wohn­hau­ses am Frei­bad, der Erneue­rung des Kunst­ra­sens für ein Fuß­ball­feld für jeweils rund eine hal­be Mio. Euro über die Sanie­rung oder den Neu­bau des Bür­ger­hau­ses in Fal­ken­stein und ein Park­deck in der Stadt­mit­te für jeweils etwa 5 Mio. Euro bis zum Kin­der­gar­ten am Hardt­berg, den Sanie­run­gen der Burg und des Kur­ba­des für jeweils zwei­stel­li­ge Mil­lio­nen­be­trä­ge.

„Vor 15 Jah­ren türm­ten sich die Pro­jek­te so noch nicht,“ erin­nert sich der lang­jäh­ri­ge FDP-Frak­ti­ons­vor­sit­zen­de, Micha­el Klaus Otto. „Nur zwi­schen der Sanie­rung des Kur­bads und des Hau­ses der Begeg­nung (HdB) war zu ent­schei­den. Das HdB obsieg­te, aus durch­aus auch guten Grün­den, aber letzt­lich weil eine Kam­pa­gne mit Ker­zen und Fackeln Stim­mung für das Haus mach­te, in dem man bei einem Ball den ers­ten Kuss erhal­ten hat­te. Und weil man sich güns­ti­ge Räu­me für die König­stei­ner Ver­ei­ne ver­sprach. Soviel zur König­stei­ner Ent­schei­dungs­qua­li­tät.“

Der städ­ti­sche Haus­halt war eini­ge Jah­re defi­zi­tär, hohe soge­nann­te Kas­sen­kre­di­te wur­den ange­häuft. Und die Kos­ten für die HdB-Sanie­rung ver­dop­pel­ten sich wegen schlech­ten Manage­ments und auch wegen „uner­war­te­ter“ Alt­bau­schä­den. Zumin­dest für die Wei­ter­pla­nung hät­te man aber die Zeit nut­zen müs­sen, denn die Steu­er­ein­nah­men der Stadt began­nen wie­der zu stei­gen, vor­an die Gewer­be­steu­er, etwas weni­ger der Anteil an der Ein­kom­men­steu­er. Letz­te­re ist zuguns­ten der Umver­tei­lung auf noch ärme­re Kom­mu­nen gede­ckelt. Eine fun­dier­te recht­li­che Begut­ach­tung und eine dar­aus even­tu­ell resul­tie­ren­de Kla­ge, obwohl groß ange­kün­digt, wur­de nicht vor­an­ge­bracht. Auch die­ses Brett war wohl zu dick.

Trotz­dem: die Kas­sen­kre­di­te konn­ten abge­baut wer­den und die Stadt erhielt all­mäh­lich wie­der Hand­lungs­frei­heit. Auf die­ser Basis fass­te das Stadt­par­la­ment den Beschluss, das Kur­bad zu sanie­ren, vor nun­mehr 10 Jah­ren! Doch die­ses Pro­jekt ist offen­sicht­lich das dicks­te Brett, mit wirk­lich Mühe und Ärger ver­bun­den, zumal es zur Finan­zie­rung und für die not­wen­di­gen Park­plät­ze mit der Ent­wick­lung des dane­ben lie­gen­den soge­nann­ten Wie­sen­grund­ge­län­des gekop­pelt wurde.

Lau­fend wer­den neue Pro­jek­te vor­ge­zo­gen. Bei­spie­le dafür sind der Kin­der­gar­ten­neu­bau auf dem Hardt­berg, der Umbau eines gemie­te­ten Pri­vat­hau­ses in einen Kin­der­hort, der Hardt­berg­turm, die Sanie­rung des Alten Rat­hau­ses in Fal­ken­stein, die Neu­bau­ten für die Feu­er­weh­ren in Fal­ken­stein und Schneid­hain; denen dem­nächst wohl auch die Feu­er­wehr in Mam­mols­hain fol­gen soll. Auch das Bür­ger­haus in Fal­ken­stein ist nicht mehr gut genug.

Dass klei­ne­re Pro­jek­te Dring­lich­keit erhal­ten kön­nen, weil es Scha­den abzu­wen­den gilt, ist unum­gäng­lich. Aber waren die hohen Kos­ten für das Alte Rat­haus in Fal­ken­stein nicht vor­her abseh­bar? Muss man wirk­lich vom total maro­den, weil falsch aus­ge­führ­ten Dach­stuhl des Kur­hau­ses so über­rascht wer­den? Fühl­te sich da kei­ner in der Ver­wal­tung ver­ant­wort­lich, ein­mal frü­her nach­zu­se­hen? So strömt das gute Geld davon und frisst wich­ti­ge­re Inves­ti­ti­ons­mög­lich­kei­ten auf.

Auch die Ver­viel­fa­chung der Aus­ga­ben für den lau­fen­den Betrieb von Kin­der­gär­ten, für die Betreu­ung von Klein­kin­dern und Schul­kin­dern geht letzt­lich zu Las­ten inves­ti­ver Aus­ga­ben. Dazu kom­men jetzt die erheb­lich gestie­ge­nen Mate­ri­al- und Bau­kos­ten einer­seits und die erneu­te Abschwä­chung der Steu­er­zu­flüs­se ande­rer­seits. Die Zukunft ist düs­ter. Zumal dem Rat­haus vie­le Fach­kräf­te für Pla­nung und Bau­über­wa­chung wegen Krank­heit oder Mut­ter­schutz nicht voll zur Ver­fü­gung ste­hen, in den Ruhe­stand ein­tra­ten oder man­gels Per­spek­ti­ve davonliefen.

Ascan Ire­di und Micha­el Klaus Otto schau­en vor­aus: „Wir haben drei wirk­sa­me Hebel, um mit der Situa­ti­on umzu­ge­hen. Ers­tens: kla­res Set­zen von Prio­ri­tä­ten, zwei­tens: Inan­griff­nah­me nur von Pro­jek­ten, für die ein gro­ßer Anteil an För­der­mit­teln von Bund, Land oder wei­te­ren Insti­tu­tio­nen bei­gesteu­ert wer­den, und drit­tens end­lich ein strin­gen­tes, trans­pa­ren­tes und ver­ant­wort­li­ches Durch­zie­hen der beschlos­se­nen Maßnahmen.“

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