Das König­stei­ner FDP-Ergeb­nis: Ansporn und Auftrag

Das König­stei­ner FDP-Wahl­er­geb­nis von 25,7 % der Zweit­stim­men, das weit und breit eines der bes­ten ist, hat bei den Mit­glie­dern unse­res Orts­ver­ban­des gro­ße Freu­de aus­ge­löst. Dass wir das bes­te Ergeb­nis im Main­tau­nus­kreis, unse­rem Wahl­kreis, aber auch im Hoch­tau­nus­kreis, dem wir nor­ma­ler­wei­se ange­hö­ren, erzie­len konn­ten, macht uns auch ein wenig stolz.[…]

Sicher­lich kommt uns die Bevöl­ke­rungs­struk­tur ent­ge­gen und hat uns die all­ge­mein wahr­ge­nom­me­ne Erneue­rung der Par­tei gehol­fen. Wir sehen in unse­rem loka­len Ergeb­nis aber auch eine Ant­wort auf die Arbeit vie­ler unse­rer Mit­glie­der in kom­mu­na­len Gre­mi­en, Ver­ei­nen und Orga­ni­sa­tio­nen. Die Men­schen sehen unmit­tel­bar, dass FDP-Mit­glie­der nicht nur gute Gedan­ken haben, son­dern sich auch per­sön­lich ein­set­zen. Es geht eben nicht nur um den eige­nen Vor­teil, son­dern um Ver­ant­wor­tung für sich und andere. 

Gro­ße Freu­de berei­tet es auch, dass unse­re Direkt­kan­di­da­tin, Bet­ti­na Stark-Watz­in­ger, in einem tra­di­tio­nel­len CDU-Wahl­kreis ein so beacht­li­ches Erst­stim­men­er­geb­nis von 10,9 % erzie­len konn­te. Auch dazu hat das Erst­stim­men­er­geb­nis in König­stein von 16,0 % beigetragen. 

Der Wahl­kreis­zu­schnitt, wonach die Städ­te König­stein, Kron­berg und Stein­bach aus dem Hoch­tau­nus­kreis her­aus­ge­nom­men und dem Main­tau­nus­kreis als Wahl­kreis 181 zuge­schla­gen sind, wäh­rend ande­rer­seits dem Hoch­tau­nus­kreis als Wahl­kreis 176 im Nord­wes­ten Tei­le des Nach­bar­land­krei­ses zuge­schla­gen wur­den, führt zu gewis­sen Ver­schie­bun­gen. Die­sen dürf­te es zuzu­schrei­ben sein, dass das Zweit­stim­men­er­geb­nis der FDP in unse­rem Wahl­kreis 181 mit 16,7 % höher aus­fiel als im Wahl­kreis 176, Hoch­tau­nus­kreis, mit 15 %. Ich den­ke aber unser Lan­des­vor­sit­zen­der, Dr. Ste­fan Rup­pert, wird dies sei­ner Kol­le­gin, Bet­ti­na Stark-Watz­in­ger gönnen. 

Wir freu­en uns jeden­falls, dass wir dem­nächst in Ber­lin durch zwei Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­te aus unse­rer unmit­tel­ba­ren Nach­bar­schaft ver­tre­ten sein wer­den, näm­lich durch die Gene­ral­se­kre­tä­rin der hes­si­schen FDP, Bet­ti­na Stark-Watz­in­ger, aus Bad Soden, und durch Dr. Ste­fan Rup­pert, unse­ren Lan­des­vor­sit­zen­den, aus Oberursel. 

Mit Zufrie­den­heit erfüllt es uns auch, dass es in König­stein gelun­gen ist, die AfD unter 9 % zu hal­ten. Die Ängs­te schü­ren­den, aus­gren­zen­den, anti­eu­ro­päi­schen, völ­ki­schen Töne haben hier erfreu­li­cher­wei­se nicht im sel­ben Maß Gehör gefun­den wie im übri­gen Bun­des­ge­biet und vor allem in den neu­en Bun­des­län­dern. Letz­te­res erscheint auch des­halb beson­ders bedau­er­lich, weil es offen­sicht­lich nicht gelun­gen ist, einem Groß­teil der Bevöl­ke­rung der neu­en Bun­des­län­der zu ver­mit­teln, wel­che Vor­tei­le eine welt­of­fe­ne, tole­ran­te, auf Eigen­ver­ant­wor­tung set­zen­de Gesell­schaft bie­tet und das, obwohl über den Soli­da­ri­täts­bei­trag gewal­ti­ge Geld­sum­men in die neu­en Bun­des­län­der geflos­sen sind, um deren Infra­struk­tur und Wirt­schafts­kraft zu stär­ken und die Lebens­be­din­gun­gen der Men­schen zu ver­bes­sern. Hier besteht offen­bar noch Hand­lungs- und Aufklärungsbedarf. 

Auf Bun­des­ebe­ne wird das Wahl­er­geb­nis Ansporn sein, sich mit aller Kraft für die Zie­le ein­zu­set­zen, die wir im Wahl­kampf genannt haben. Dabei steht jetzt ein schwie­ri­ger Regie­rungs­bil­dungs­pro­zess bevor. Nach­dem die SPD eine Fort­set­zung der gro­ßen Koali­ti­on aus­ge­schlos­sen hat, erschwert der Ein­zug der AfD in den Bun­des­tag die Regie­rungs­bil­dung. Mög­li­cher­wei­se kommt nur eine soge­nann­te Jamai­ka-Koali­ti­on aus drei Par­tei­en mit sehr unter­schied­li­chen Vor­stel­lun­gen in Betracht. Da wird es dar­auf ankom­men, Feh­ler wie bei den Koali­ti­ons­ver­hand­lun­gen 2009 zu ver­mei­den und wich­ti­ge Punk­te unmiss­ver­ständ­lich fest­zu­schrei­ben. Außer­dem wird deut­lich gemacht wer­den müs­sen, an wel­chen Stel­len man wel­che Kom­pro­mis­se ein­ge­gan­gen ist, um eine Regie­rungs­bil­dung zu ermög­li­chen, damit unse­re Wäh­ler deut­lich erken­nen kön­nen, was die Hand­schrift der FDP ist und wo wir nach­ge­ben muss­ten, damit eine hand­lungs­fä­hi­ge Regie­rung gebil­det wer­den kann. 

Für die FDP wird es vor allem dar­um gehen, dass die Ent­fal­tungs­mög­lich­kei­ten des Ein­zel­nen durch ver­bes­ser­te Bil­dungs­mög­lich­kei­ten gestärkt und nicht durch über­bor­den­de Regu­lie­rungs­wut erstickt wer­den. Der Rechts­staat muss gestärkt wer­den. Die Euro­päi­sche Uni­on muss so refor­miert und gestärkt wer­den, dass die Men­schen wie­der erken­nen, wie unge­heu­er wich­tig sie für unser aller Zukunft ist. Sich für die­se und vie­le ande­re Zie­le ein­zu­set­zen, die wir im Wahl­kampf ange­spro­chen haben, wird die Auf­ga­be unse­rer Abge­ord­ne­ten in Ber­lin sein. 

All dies wird zu viel­fa­chen Ver­än­de­run­gen der Regie­rungs­ar­beit und der Arbeit im Bun­des­tag ins­ge­samt füh­ren, viel­leicht auch dazu, dass über wich­ti­ge Fra­gen im Bun­des­tag künf­tig här­ter debat­tiert wird. Dabei ist jedoch zu wün­schen, dass eine Streit­kul­tur erhal­ten bleibt, die die Bür­ger als sach­ge­recht erach­ten, damit das zuletzt wie­der gewach­se­ne Inter­es­se an poli­ti­schen The­men nicht erneut ver­brei­te­ter Poli­tik­ver­dros­sen­heit weicht.

Gez. Alex­an­der Frei­herr von Bethmann

(Vor­sit­zen­der des FDP-Orts­ver­bands Königstein) 

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