Soll König­stein wirk­lich Rad­fah­rer­stadt werden?

Das Rat­haus hat das neue Rad­ver­kehrs­kon­zept vor­ge­stellt. „Damit wur­de am 16. Febru­ar für König­stein die Ver­kehrs­wen­de ein­ge­läu­tet. Aber nicht eine Ver­kehrs­wen­de zur Redu­zie­rung der Staus rund um den Krei­sel, son­dern die dau­er­haf­te Ver­drän­gung der Autos aus unse­rer Stadt. Der Zeit­geist schlägt zu!“ bringt es Ascan Ire­di, der FDP-Frak­ti­ons­vor­sit­zen­de, auf den Punkt. „Die FDP begrüßt zwar ein der­ar­ti­ges Kon­zept und auch eine Rei­he von Maß­nah­men­vor­schlä­gen. Gleich­zei­tig muss aber auf eine aus­ge­wo­ge­ne Umset­zung im Inter­es­se der gesam­ten Bür­ger­schaft geach­tet wer­den und nicht nur auf die Par­ti­ku­lar­in­ter­es­sen eini­ger weni­ger Fahrradenthusiasten.“ 

Im Bau- und Umwelt­aus­schuss wur­de eine Vor­la­ge für das Kon­zept ein­ge­bracht und soll­te auch unmit­tel­bar danach im Stadt­par­la­ment mit fol­gen­dem Wort­laut beschlos­sen wer­den: „Die Stadt­ver­ord­ne­ten­ver­samm­lung emp­fiehlt dem Magis­trat, das vor­ge­leg­te Kon­zept als Grund­la­ge für künf­ti­ge Ent­schei­dun­gen der Stadt­ent­wick­lung sowie der Ent­wick­lung des Rad­ver­kehrs her­an­zu­zie­hen und beauf­tragt die Ver­wal­tung, die benann­ten Maß­nah­men umzu­set­zen oder bei den zustän­di­gen Stel­len in Land und Kreis auf deren Umset­zung hinzuwirken,…“

155 Sei­ten umfasst die Vor­la­ge, bis ins Detail sind die Maß­nah­men ent­wi­ckelt, um aus König­stein in den nächs­ten zehn Jah­ren eine Rad­fah­rer­stadt zu machen. Erstellt wor­den war das Kon­zept von einem Pla­nungs­bü­ro RV‑K aus Frank­furt, das sich, wie der Fir­men­na­me sagt, seit zehn Jah­ren auf Rad­fah­rer-Kon­zep­te spe­zia­li­siert hat. Sein Geschäfts­füh­rer ist Rad­sport­ler beim RSG-Frank­furt 1890 e.V. Aus­rei­chend Rad­fah­rer-Exper­ti­se kann man also unter­stel­len. Ins­be­son­de­re war auch der All­ge­mei­ne Deut­sche Fahr­rad­fah­rer Club (ADFC) über die ver­wal­tungs­in­ter­ne Len­kungs­grup­pe bei der Abstim­mung der Maß­nah­men beteiligt.

„Aber man soll­te die Welt – und König­stein – nicht nur durch die Bril­le der Rad­fah­rer sehen. Zumal in König­stein wegen sei­ner engen Stra­ßen und des häu­fi­gen Berg­aufs im Ver­gleich zu anders­wo bis­lang nur sehr weni­ge Men­schen das Rad tat­säch­lich im All­tag nut­zen, und schon gar kein Las­ten­fahr­rad. Die soge­nann­ten E‑Bikes wer­den zwar die Zahl derer, die mit dem Rad unter­wegs sind, stei­gern, aber der­zeit sind die Prei­se noch hoch.“ stellt Micha­el-Klaus Otto, der stell­ver­tre­ten­de FDP-Frak­ti­ons­vor­sit­zen­de fest. 

19 Mil­lio­nen Euro schätzt der Erstel­ler des Kon­zepts für die Umbau­maß­nah­men, ver­teilt über zehn Jah­re, ein. Zwar wird die Stadt König­stein davon nur etwa 3 Mil­lio­nen tra­gen müs­sen, aber der Rest kommt auch aus Steu­er­gel­dern der Bür­ger. Um den Rad­ver­kehr zu för­dern und Rad­fah­rer wirk­sam zu schüt­zen, sol­len Rad­we­ge ange­legt wer­den, auf Kos­ten vie­ler Park­plät­ze, so zum Bei­spiel in der Frank­fur­ter Stra­ße, in der Lim­bur­ger Stra­ße, in der Wies­ba­de­ner Stra­ße sowohl in der Innen­stadt zur Haupt­stra­ße hin wie zwi­schen der Kern­stadt und Schneid­hain. Die Wies­ba­de­ner Stra­ße, immer­hin eine B455, sei in Schneid­hain bis zum Orts­aus­gang durch wei­te­re „Dämp­fung“ der Höchst­ge­schwin­dig­keit unter die heu­ti­gen 30 km/​h, durch Ver­rin­ge­rung der Fahr­bahn­brei­te, par­ti­el­le Fahr­bahn­ver­en­gun­gen und ‑ver­schwen­kun­gen ver­kehrs­be­ru­higt umzu­ge­stal­ten. Da die Frank­fur­ter Stra­ße als beson­ders gefähr­lich für Rad­fah­rer ange­se­hen wird, soll die­se ver­kehrs­be­ru­higt oder in eine Ein­bahn­stra­ße stadt­ein­wärts umge­wan­delt wer­den, nicht anzu­fah­ren für Autos aus dem Krei­sel. Ein Umbau des Krei­sels zu einer Kreu­zung oder mit Rad­weg­brü­cken sei­en zu prüfen.

Dage­gen sind die Öff­nun­gen von acht­zehn Ein­bahn­stra­ßen für den Rad­ver­kehr in Gegen­rich­tung ver­gleichs­wei­se güns­ti­ge Maß­nah­men, wes­halb sie auf der Prio­ri­tä­ten­lis­te ganz oben erschei­nen. Ob aller­dings die Umwand­lung der Fuß­gän­ger­zo­ne in der Haupt­stra­ße in eine in bei­de Rich­tun­gen befahr­ba­re „wich­ti­ge Ver­bin­dung für den Rad­ver­kehr“ wirk­lich gut ist, soll­te als Ent­schei­dung nicht nur der Fahr­rad­lob­by über­las­sen bleiben.

Gut wäre es tat­säch­lich, wenn die Fahr­rad­ver­bin­dun­gen zwi­schen den Orts­tei­len ver­bes­sert oder auch die über­ört­li­chen Ver­bin­dun­gen, bei­spiel­wei­se nach Kron­berg oder nach Bad Soden, aus­ge­baut wer­den wür­den. Dazu gibt es übri­gens par­al­lel ein neu­es Rad­ver­kehrs­kon­zept des Hoch­tau­nus­krei­ses. Außer­orts müs­sen aller­dings vie­le Wald- und Feld­we­ge zukünf­tig durch­ge­hend beto­niert oder asphal­tiert wer­den und somit ver­sie­gelt, Schnee­räu­mung im Win­ter ein­ge­schlos­sen, so die For­de­rung im Radverkehrskonzept.„Die FDP möch­te für Rad­fah­rer eine Ver­bes­se­rung der Sicher­heit errei­chen. Die Wahl des Ver­kehrs­mit­tels soll­te eine freie Ent­schei­dung sein, was mög­lichst gleich­be­rech­tig­te Vor­aus­set­zun­gen benö­tigt. Dabei gilt es aber abzu­wä­gen, ob dafür zukünf­tig hun­der­ten Bewoh­nern die Park­mög­lich­keit vor ihrem Haus gestri­chen wird und sie damit zur Nut­zung des Fahr­rads gezwun­gen wer­den.“ fasst Ascan Ire­di den Sach­stand zusammen.

„Nach ers­ter inten­si­ver Dis­kus­si­on im Bau- und Umwelt­aus­schuss wur­de die Ver­ab­schie­dung des Rad­ver­kehrs­kon­zepts jetzt eine Sit­zungs­run­de ver­scho­ben. Das gibt Ihnen, den Bür­ge­rin­nen und Bür­gern, die Gele­gen­heit, sich an der Dis­kus­si­on zu betei­li­gen. Schrei­ben Sie uns: info@​fdp-​koenigstein.​de

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