Nicht alle Wün­sche sind erfüllbar!

„Die poli­ti­sche Lage, die Lage der Wirt­schaft und damit auch die Finanz­la­ge der Stadt König­stein sind unwäg­bar gewor­den. Bes­ser wird es wohl so schnell nicht wer­den“, stellt Micha­el-Klaus Otto, stell­ver­tre­ten­der Frak­ti­ons­vor­sit­zen­der der FDP in der Stadt­ver­ord­ne­ten­ver­samm­lung fest. „Sicher ist dage­gen, dass nicht alle Wün­sche in Erfül­lung gehen kön­nen.“
Im Fol­gen­den sind die wich­tigs­ten Aus­sa­gen der Haus­halts­re­de von Micha­el-Klaus Otto am 21. Juli 2022 im Stadt­par­la­ment wie­der­ge­ge­ben (ver­kürzt, mit ver­bin­den­den Worten):

Kei­ne Erhö­hung der Grundsteuer

Micha­el-Klaus Otto: “Uns liegt ein Haus­halts­plan­ent­wurf vor, der eine Erhö­hung der Grund­steu­er von 540 Punk­ten auf 850 Punk­te vor­sieht. Pro Ein­woh­ner wären dies im Jahr 200 €. Es wird deut­lich, dass die Ver­wal­tung und der Magis­trat sich nicht dazu durch­rin­gen konn­ten oder nicht den poli­ti­schen Wil­len hat­te, einen aus­ge­gli­che­nen Haus­halts­plan­ent­wurf ohne Erhö­hung der Grund­steu­er vorzulegen.

Glück­li­cher­wei­se hat die Mehr­heit im Finanz­aus­schuss die­se Steu­er­erhö­hung bereits abge­lehnt. Auch wenn über den Antrag der ALK zuerst abge­stimmt wur­de, lege ich Wert auf die Fest­stel­lung dass wir die­sen Antrag eben­falls gestellt haben und dass ohne unse­re Zustim­mung kei­ne Mehr­heit zustan­de gekom­men wäre.

Ins­ge­samt hat sich gezeigt, dass – außer der CDU – alle Frak­tio­nen eine Erhö­hung der Grund­steu­er abwen­den woll­ten; ins­be­son­de­re bevor fest­steht, wie sich die Grundsteuerre­form hier in König­stein aus­wirkt. Wir haben den Ein­druck, dass die Idee der Grundsteuererhö­hung vor der Reform dazu ge­dacht war, früh­zei­tig voll­ende­te Tat­sa­chen zu schaf­fen. Die­se Ver­fah­rens­wei­se hal­ten wir nicht für ange­mes­sen und leh­nen sie des­halb ab. Eine ver­ant­wort­li­che Haus­halts­po­li­tik soll­te dar­auf aus­ge­rich­tet sein, dass die Stadt König­stein im kom­men­den Haus­halts­jahr nicht mehr Geld aus­gibt, als sie einnimmt.“

Land und Kreis machen es nicht leichter

„Obwohl König­stein zu den hes­si­schen Städ­ten mit sehr hohem Ein­kom­mens­steu­er­auf­kom­men gehört, ver­bleibt uns in Fol­ge des kom­mu­na­len Finanz­aus­gleichs ein deut­lich zu gerin­ger Anteil. Wir sind der Auf­fas­sung, dass die Bür­ger unse­rer Stadt, die ein so hohes Steu­er­auf­kom­men erwirt­schaf­ten, Anspruch dar­auf haben, dass ein höhe­rer Steu­er­an­teil hier ver­bleibt, um eine unse­rer Stadt ange­mes­se­ne Infra­struk­tur finan­zie­ren zu können.

Herr Bür­ger­meis­ter Helm hat mehr­fach ver­spro­chen, eine Kla­ge gegen die­se offen­sicht­li­che Benach­tei­li­gung vor­zu­be­rei­ten. Lei­der ist dies­be­züg­lich nichts gesche­hen. Die kreis­an­ge­hö­ri­gen Kom­mu­nen müs­sen von den ihnen vom Land zuge­wie­se­nen Mit­teln Mil­lio­nen­be­trä­ge an den Hoch­tau­nus­kreis abfüh­ren, mit denen die­ser sei­ne Auf­ga­ben erfüllt. Es ist drin­gend erfor­der­lich, dass das Land die Krei­se und den Lan­des­wohl­fahrts­ver­band durch unmit­tel­ba­re Zuwei­sun­gen finan­ziert und die Kom­mu­nen aus­kömm­li­che Antei­le des Ein­kom­mens­steu­er­auf­kom­mens erhalten.

Kurz­sich­ti­ge Min­de­rung der Straßenbeiträge

Es gibt natür­lich auch haus­ge­mach­te Hür­den, aus­ge­gli­che­ne Haus­hal­te vorzulegen:

Hier hat die SPD mit ihrem Antrag, den Ver­zicht auf Straßen(bau)beiträge zurück­zu­neh­men, einen wich­ti­gen Sach­ver­halt in die Dis­kus­si­on ein­ge­bracht. Auch wir befürch­ten inzwi­schen, dass das – auch mit den Stim­men der FDP beschlos­se­ne – gestaf­fel­te Abschmel­zen der Stra­ßen­bei­trä­ge die Stadt lang­fris­tig finan­zi­ell über­for­dert. Die gra­vie­ren­den Aus­wir­kun­gen die­ser Sat­zung tre­ten erst in Zukunft ein, wenn sehr kost­spielige Stra­ßen­er­neue­rungs­pro­jek­te durch­ge­führt wer­den müssen. 

Daher soll­ten wir die­se Sat­zung noch ein­mal gründ­lich über­den­ken. Nach­dem wir die für das nächs­te Jahr vor­ge­se­he­nen Stra­ßen­bau­pro­jek­te nicht durch­füh­ren, befür­wor­ten wir, dass die Wir­kung der Stra­ßen­bei­trags­sat­zung für das Haus­halts­jahr 2023 in dem Sin­ne aus­ge­setzt wird, dass im Jahr 2023 kei­ne wei­te­re Absen­kung des Anteils der An­wohner statt­fin­det. So bekom­men wir ein Jahr Zeit, dar­über nach­zu­den­ken, ob die Sat­zung so bestehen blei­ben kann oder ob Kor­rek­tu­ren erfor­der­lich sind. Es ist kein Schnell­schuss notwendig.“

Kon­zen­tra­ti­on auf das Wesentliche

Micha­el-Klaus Otto wei­ter: „Den Mehr­heits­frak­tio­nen fehlt die Fähig­keit und der poli­ti­sche Wil­le, Prio­ri­tä­ten zu set­zen und die­se ein­zu­hal­ten. Und es fehlt die Fähig­keit zur Kon­zen­tra­ti­on auf das Wesentliche.

Wenn eine gro­ße Inves­ti­ti­on, wie die Sanie­rung des Kur­ba­des, beschlos­sen ist, dann muss die­ses Pro­jekt kon­se­quent geplant und durch­ge­führt wer­den. Es hät­te die Zeit, in der wir wegen unse­rer schlech­ten Haus­halts­la­ge nicht inves­tie­ren durf­ten, für die Fer­tig­stel­lung der Pla­nung genutzt wer­den müs­sen, damit die Sanie­rung zu dem Zeit­punkt durch­ge­führt wer­den konn­te, als sich die Haus­halts­la­ge ver­bes­ser­te. Jetzt wur­den Jah­re ver­lo­ren, weil es unter­las­sen wur­de, die Pla­nun­gen recht­zei­tig auf den Weg zu brin­gen. Durch die Stei­ge­rung der Bau­kos­ten wird sich die Sanie­rung erheb­lich ver­teuern. Mit der Kon­zen­tra­ti­on auf das Wesent­li­che mei­ne ich, dass man ein sol­ches Pro­jekt kon­se­quent ver­wirk­li­chen muss bevor dau­ernd neue und kost­spie­li­ge Pro­jek­te in Angriff genom­men werden.

Es war gewiss nicht ziel­füh­rend, die Idee einer Lan­des­gar­ten­schau mit rie­si­gen Inves­ti­ti­ons­be­darf aus dem Hut zu zau­bern. Abge­se­hen davon, dass die­ses Pro­jekt zum dama­li­gen Zeit­punkt offen­sicht­lich unrea­lis­tisch war, fand sich glück­li­cher­wei­se unter Betei­li­gung der FDP eine ver­nünf­ti­ge Mehr­heit, die die­sen Traum­tanz der CDU und der Grü­nen recht­zei­tig beerdigte.

Der Magis­trat ist gesetz­lich ver­pflich­tet die Beschlüs­se der Stadt­ver­ord­ne­ten­ver­samm­lung aus­zu­füh­ren. In die­sem Sin­ne ent­spricht es auch einer gewis­sen Logik, dass frü­her gefass­te Beschlüs­se vor spä­te­ren Ideen aus­zu­füh­ren sind. Die Sanie­rung des Bür­ger­hau­ses Fal­ken­stein ist folg­lich nach der Sanie­rung des Kur­ba­des an der Rei­he. Feu­er­wehr­haus in Fal­ken­stein und Neu­bau des Hardt­berg­turms waren auch neue­re Ideen.“

Soli­de Finanz­po­li­tik ist auch mit dem Gebot ver­bun­den, dass nicht jedes Wunsch­pro­jekt ver­wirklicht wer­den muss, nur weil es dafür über­schau­ba­re Spen­den und Zuschüs­se gibt.

Kon­trol­le der Baukosten

Otto: „Der Ver­wal­tung fehlt die Fähig­keit, die Kos­ten für Pro­jek­te zutref­fend zu kal­ku­lie­ren und die bereit­ge­stell­ten Mit­tel nicht zu überschreiten.

Beim Hardt­berg­turm sind die Kos­ten in unglaub­li­cher Wei­se aus dem Ruder gelaufen:

Aus ursprüng­lich genann­ten € 300.000 sind ca. € 900.000 gewor­den. Ein wei­te­res Bei­spiel sind die Kos­ten­über­schrei­tun­gen für die Gast­stät­te im Dorf­ge­mein­schafts­haus Mam­mols­hain. Und ob man mit den jetzt geschätz­ten Kos­ten für die Sanie­rung der Mau­er am Burg­weg aus­kommt, ist frag­lich. Es wer­den jetzt € 400.000 ver­an­schlagt. Ist die­ses Pro­jekt wirk­lich not­wen­dig? Es wird gemun­kelt, dass es auch beim Neu­bau des Kin­der­gar­tens am Hardt­berg zu erheb­li­chen Kos­ten­über­schrei­tun­gen kom­men könnte.

Zu bean­stan­den ist die Infor­ma­ti­ons­po­li­tik der Magis­trats­füh­rung im Hin­blick auf die Kosten­überschreitungen bei Bau­pro­jek­ten. Mit erheb­li­cher zeit­li­cher Ver­zö­ge­rung wer­den uns die Mehr­kos­ten zur Geneh­mi­gung als über­plan­mä­ßi­ge Aus­ga­ben prä­sen­tiert. Der Haupt- und Finanz­aus­schuss und die Stadt­ver­ord­ne­ten­ver­samm­lung müs­sen umge­hend und recht­zei­tig infor­miert wer­den. Der Magis­trat und die Auf­sichts­rä­te der städ­ti­schen Gesell­schaf­ten haben nicht die Kom­pe­tenz, allein zu ent­schei­den, wel­che Maß­nah­men zu wel­chen Mehr­kos­ten zu tref­fen oder wie die Kos­ten zu begren­zen sind. Son­dern dies ist die Auf­ga­be der Stadtverordneten.

Nach­dem das Stadt­par­la­ment den Ver­kehrs­ver­such zur Umkeh­rung der Fahrt­rich­tung der Bus­se beschlos­sen hat­te, durf­te der Magis­trat nicht den teu­ren – nur etwa­ig end­gül­ti­gen – Aus­bau des Ein­stiegbe­reichs zu den Bus­sen in Auf­trag geben. Soll­te ent­schie­den wer­den, dass die Bus­se wie­der in alter Rich­tung um die Kon­rad-Ade­nau­er Anla­ge fah­ren, wird sich die Fra­ge nach der poli­ti­schen Ver­ant­wor­tung für die­se absichtli­che Fehl­in­ves­ti­ti­on stellen.

Beim Bür­ger­haus in Fal­ken­stein geht es nicht nur um die Fra­ge, ob die­ses saniert oder neu gebaut wer­den soll. Es geht viel­mehr dar­um, wel­che Sanie­rungs­maß­nah­men zu wel­chen Kos­ten zu ver­ant­wor­ten sind.

Die Kos­ten neu­er Pro­jek­te müs­sen rea­lis­ti­scher ermit­telt wer­den und es muss ver­hin­dert wer­den, dass wäh­rend des Baus stän­dig kost­spie­li­ge Ände­run­gen ver­an­lasst werden.

Ein beson­de­res Pro­blem ent­steht erfah­rungs­ge­mäß, wenn Maß­nah­men in den Auf­sichts­rä­ten der städ­ti­schen Toch­ter­ge­sell­schaf­ten beschlos­sen wer­den, die den vom Par­la­ment vor­ge­ge­be­nen Kos­ten­rah­men über­schrei­ten. In die­sen Fäl­len muss erneut die Zustim­mung des Stadt­par­la­ments ein­ge­holt werden.“

Ein­spa­rungs­an­trä­ge der FDP

„Bis auf einen Antrag, näm­lich die Zweit­woh­nungs­steu­er, die nur noch für Ver­wal­tungs­auf­wand gut ist, abzu­schaf­fen, ziel­ten alle 19 Anträ­ge der FDP zum Haus­halts­ent­wurf auf kon­kre­te Einsparungen:

Bean­tragt wur­de eine Reduk­ti­on von Reprä­sen­ta­ti­ons­auf­wand, der Aus­ga­ben für Job­ti­ckets, von Auf­wen­dun­gen für Aus- und Fort­bil­dung, Inter­net­prä­sen­ta­ti­on, Gebäu­de­instand­hal­tung, Bera­tung bei Bebau­ungs­plä­nen, aber auch die mode­ra­te Erhö­hung von Mie­ten. Ins­be­son­de­re soll­te die För­de­rung der U3-Betreu­ung von einem Gieß­kan­nen­an­satz auf eine bedarfs­ori­en­tier­te, spar­sa­me Unter­stüt­zung umge­stellt wer­den. Es wur­de vor­ge­schla­gen, die Per­so­nal­kos­ten beim Ord­nungs­amt durch Weg­fall eines der Außen­dienst­mit­ar­bei­ter zu redu­zie­ren. An Inves­ti­tio­nen soll­te beim Betriebs­hof-Fuhr­park und bei der Möblie­rung des alten Rat­hau­ses in Fal­ken­stein gespart wer­den. Für das sanie­rungs­be­dürf­ti­ge Alten­wohn­heim in der Georg-Pin­gler-Stra­ße wur­de bean­tragt, dies an einen außen­ste­hen­den Trä­ger abzugeben.

Sie­ben die­ser Anträ­ge wur­den aber nicht ange­nom­men. Den­noch kann die FDP mit die­sem Ergeb­nis leben, denn auch die ande­ren Frak­tio­nen bemüh­ten sich red­lich, Ein­spa­run­gen zu for­dern und zu ermöglichen.“

Zustim­mung zum Haus­halt 2023

Micha­el-Klaus Otto fasst zusam­men: „Die FDP-Frak­ti­on stimmt daher dem Haus­halts­plan für 2023, nach Ein­ar­bei­tung aller beschlos­se­nen Ver­än­de­run­gen, zu. Der Kri­tik der SPD, die Behand­lung des Haus­halts­pla­nes für 2023 vor der dies­jäh­ri­gen Som­mer­pau­se sei wegen der Unwäg­bar­kei­ten in der Welt­la­ge und damit auch in der Finanz­la­ge der Stadt unse­ri­ös, kön­nen wir nicht fol­gen. Auch nach den Som­mer­fe­ri­en wird die Welt­la­ge vor­aus­sicht­lich kaum kla­rer als heu­te sein, denn hin­ter den Ener­gie­kos­ten und der Infla­ti­ons­ra­te wer­den die Fra­ge­zei­chen blei­ben.

Wir alle wis­sen nicht wirk­lich, was mor­gen pas­siert und müs­sen auf Unvor­her­ge­se­he­nes ange­mes­sen reagie­ren. Dar­an ändert auch eine spä­te­re Haus­halts­ver­ab­schie­dung nichts. Lasst uns wach aber kon­struk­tiv bleiben.“

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