Gro­ßer Abschied für „KG“ aus der Kommunalpolitik

Bericht der „König­stei­ner Woche“ vom 20. Okto­ber 2016

KG Schramm (Zweiter v. li.) im Kreise seiner Parteifreunde von der FDP und Wegbegleiter: Ehrenbürgerin Annemarie Ramm (v. li.), Gerhard Hablizel, Ortsvorsteherin Lilo Majer-Leonhard (CDU), Stadtverordnetenvorsteher Alexander Freiherr von Bethmann, FDP-Fraktionschef Michael-Klaus Otto, Dagmar Reuter, Birgit Becker und Dr. Jürgen Bokr.
Foto: Schleer

Fal­ken­stein (cas) – Sei­ne Par­tie, die FDP, hat­te in sein Lieb­lings­re­stau­rant „La Vida“ im Fal­ken­stei­ner Bür­ger­haus ein­ge­la­den, um Karl-Gus­tav Schramm (KG) für sein jahr­zehn­te­lan­ges kom­mu­nal­po­li­ti­sches Enga­ge­ment zu dan­ken. Der Ein­la­dung sei­ner Par­tei­freun­de waren etwa 100 Gäs­te gefolgt. Eine gan­ze Rei­he nam­haf­ter Per­sön­lich­kei­ten aus der Lokal­po­li­tik, dar­un­ter Magis­trats­mit­glie­der, Stadt­ver­ord­ne­te, Orts­bei­rats­mit­glie­der aus allen Frak­tio­nen, Ver­tre­ter der Ver­ei­ne, Mit­glie­der des Orts­ver­ban­des, Freun­de und Ver­wand­te woll­ten KG für sei­ne Zeit in der Kom­mu­nal­po­li­tik dan­ken und sein jahr­zehn­te­lan­ges Enga­ge­ment auf die­se Wei­se würdigen.

„Fröh­lich und zwang­los“ soll­te die Fei­er sein, die Musik „laut und kna­ckig“, also ganz nach dem Gus­to von KG. Zu die­sem Zweck hat­te man die Wies­ba­de­ner Live­band „is‘ was“ enga­giert und die lie­ßen es rich­tig krachen.[…]

KG, der seit 1960 aktiv in der FDP ist, wur­de von den Lau­da­to­ren durch­weg als Mensch beschrie­ben, der eine enor­me Viel­sei­tig­keit auf­weist und mit sei­nem Hei­mat­ort und den Men­schen dort sehr ver­bun­den ist. „Neben sei­ner Berufs­tä­tig­keit und vie­ler abend­li­cher Stun­den der Fort­bil­dung fand er tat­säch­lich noch Zeit für Sport, Musik und Poli­tik“, so Stadt­ver­ord­ne­ten­vor­ste­her Alex­an­der Frei­herr von Beth­mann. Erst kürz­lich wur­de KG für 45 Jah­re Vor­stands­ar­beit bei der Turn- und Sport­ge­mein­schaft Fal­ken­stein geehrt (wir berichteten).

Der gelern­te Kfz-Mecha­ni­ker star­te­te sei­ne poli­ti­sche Lauf­bahn bei den Jung­de­mo­kra­ten. Nach Beginn sei­ner akti­ven Zeit bei der FDP ab 1960 war er zwi­schen­zeit­lich stell­ver­tre­ten­der Kreis­vor­sit­zen­der. Sein poli­ti­sches Haupt­be­tä­ti­gungs­feld war die Kom­mu­nal­po­li­tik, in der er ab 1972 als FDP-Stadt­ver­ord­ne­ter und auch als FDP-Frak­ti­ons­vor­sit­zen­der tätig war. Nach par­tei­in­ter­nen Mei­nungs­ver­schie­den­hei­ten in die­sen Jah­ren bei der Wahl des Bür­ger­meis­ter­kan­di­da­ten trat KG zurück und leg­te sein Man­dat nie­der. 2001 wur­de er als Stadt­rat in den Magis­trat gewählt und übte die­ses Amt dann bis zum Ende der ver­gan­ge­nen Legis­la­tur­pe­ri­ode Anfang die­ses Jah­res aus. „KG ging es immer dar­um, eigen­ver­ant­wort­lich zu han­deln und sich nicht von irgend­wel­chen Auto­ri­tä­ten etwas vor­schrei­ben zu las­sen. Er ist und war eben immer ein ech­ter Libe­ra­ler“, so von Bethmann.

Doch nicht nur der poli­ti­sche Rück­blick lag am Sonn­tag­nach­mit­tag im Fokus, son­dern auch Erin­ne­run­gen an KGs Kind­heit in Fal­ken­stein und sein spä­te­res Inter­es­se für die Jugend­be­we­gung und die damit prä­gen­de Wir­kung auf Jung­wäh­ler kamen zur Spra­che. So konn­te Lokal­his­to­ri­ker Her­mann Groß, der KG bereits seit frü­hen Kin­der­ta­gen kennt, Anek­do­ten aus der Zeit sei­ner Kind­heit beisteuern.

Groß erin­ner­te an die in der Nach­kriegs­zeit exis­tie­ren­den Tausch­zen­tra­len, die es zum Bei­spiel in Kron­berg gab. Dort konn­te man – oder zumin­dest ver­su­chen – weni­ger brauch­ba­re Gegen­stän­de aus dem eige­nen Haus­halt gegen drin­gend benö­tig­te Gegen­stän­de zu tau­schen. „KG hat in die­ser Zeit eine Tausch­zen­tra­le für Kin­der gegrün­det.“ Groß sel­ber erin­ner­te sich schmun­zelnd dar­an, wie er KGs Ange­bot, das von „einem abge­bro­che­nen Zoll­stock bis zu ein paar ros­ti­gen Nägeln“ reich­te, regel­mä­ßig begut­ach­te­te. Unver­ges­sen bleibt ihm auch die Zeit, in der KG bei einem Unfall unter einen Jeep der ame­ri­ka­ni­schen Besat­zer geriet und glück­li­cher­wei­se nur mit leich­ten Bles­su­ren davon­kam. Auf­grund der stän­dig neu ein­tref­fen­den Ent­schä­di­gungs­ge­schen­ke durch die ame­ri­ka­ni­schen Nach­barn ver­mu­tet Groß heu­te noch ein Her­aus­zö­gern der Gene­sung durch KG.

ALK-Chef Robert Rohr wie­der­um nutz­te die Fei­er zu Ehren von KG, sich öffent­lich dazu zu beken­nen, dass er in jun­gen Jah­ren von KG poli­tisch geprägt wur­de und auf­grund des­sen auch die FDP gewählt hat­te. Rohr bezeich­ne­te KG als „wich­ti­ge Grö­ße in mei­nem Leben, denn ich hat­te mein ers­tes Auto bei ihm gekauft“. Doch nicht nur als Auto­ver­käu­fer hat­te KG Ein­druck gemacht, auch hat­te er sich für die Initia­tiv­grup­pe Jugend­zen­trum König­stein, der Rohr ange­hör­te, inter­es­siert und sich soli­da­risch gezeigt. „KG ist ehren­voll, grad­li­nig und ehr­lich. Ein leuch­ten­des Bei­spiel dafür wie man Poli­tik machen kann.“

KG sel­ber war sicht­lich gerührt über die Orga­ni­sa­ti­on und Durch­füh­rung der Fei­er­lich­kei­ten. Natür­lich ließ er es sich nicht neh­men, einen per­sön­li­chen Rück­blick mit sei­nem ganz beson­de­ren Humor zum Bes­ten zu geben, „aber einen Rück­blick nach dem Mot­to ‚Die FDP und ich im Wan­del der Zeit‘ – das bleibt Ihnen erspart.“ In sei­nem Resü­mee erin­ner­te er sich an den einen „schlim­men Moment“, als die Gebiets­re­form in den 70er-Jah­ren in Hes­sen durch­ge­führt wur­de und Fal­ken­stein mit König­stein fusio­nie­ren soll­te. „Wir hat­ten mit König­stein eine gepfleg­te, gut funk­tio­nie­ren­de, soli­de Feind­schaft, die Jahr­zehn­te oder viel­leicht auch Mil­lio­nen von Jah­ren bereits exis­tier­te“, und dann soll­te der Name der Stadt mit den neu­en Orts­tei­len auch noch König­stein lau­ten. Schlim­mer geht es nicht mehr.“ Aber „bereits nach 20 Jah­ren“ ver­spür­te KG die­se Skep­sis den König­stei­nern gegen­über nicht mehr, und „heu­te woh­nen mei­ne bes­ten Freun­din­nen und Freun­de in König­stein.“ Im Namen der Stadt dank­te 1. Stadt­rat Wal­ter Krim­mel KG mit den Wor­ten „Hut ab vor der Leis­tung, die Du gebracht hast!“

Krim­mel tei­le den besag­ten „schlim­men Moment“, aber als nach eini­gen Jah­ren in der Pres­se die Aus­sa­ge getrof­fen wur­de, dass „König­stein sich in Fal­ken­stei­ner Hand befän­de, hat­ten die Fal­ken­stei­ner es geschafft. Man sieht, dass man, wenn man den Wil­len hat, Poli­tik zu gestal­ten, und sich ein­brin­gen will, auch poli­tisch etwas bewir­ken kann“, so Krim­mel. Weh­mut und Fröh­lich­keit mach­ten den gol­de­nen Okto­ber­nach­mit­tag im „La Vida“ mit den vie­len Gäs­ten zu einer fast fami­liä­ren Fei­er. Und in Gedan­ken haben sich sicher vie­le Teil­neh­mer den Wor­ten von von Beth­mann ange­schlos­sen, der näm­lich die Hoff­nung aus­sprach, dass KG „uns noch für vie­le wich­ti­ge Gesprä­che zur Ver­fü­gung steht.

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Fotos: FDP Königstein
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