TRADITIONELLES HERINGSESSEN AM ASCHERMITTWOCH
BERICHT DER TAUNUS ZEITUNG VOM FREITAG, 03.03.2017
„Bestmögliche Bildung für alle Menschen in Deutschland ist die unverzichtbare Grundlage für unsere Zukunft“ – davon ist Wolfgang Greilich (FDP) überzeugt. Wie man dieses hehre Ziel erreichen kann, skizzierte der Landtagsabgeordnete beim Heringsessen seiner Königsteiner Parteifreunde.
VON SVENJA DENTER
Im Bild: Alexander Frhr. v. Bethmann, Wolfgang Greilich MdL
Königstein. Die Jahre, in denen die „Bildungsrepublik“ nervös bis ängstlich auf die Veröffentlichung der aktuellen PISA-Studie wartete, sind vorbei. Deutschland rangiert im Wettlauf der Nationen mittlerweile im oberen Mittelfeld, wenn es um die Qualität der Bildungsvermittlung geht. Das ist nicht schlecht. Das ist aber auch noch weit entfernt von dem, was Wolfgang Greilich vorschwebt […]
Für den Abgeordneten der FDP im Hessischen Landtag muss es ein gesellschaftliches Ziel sein, den Menschen, die hier leben, die „beste Bildung der Welt“ angedeihen zu lassen. Und das nicht nur bei Kindern und Jugendlichen, sondern bei allen Menschen – ein Leben lang.
Um eine ordentliche Bildung sicherzustellen, so Greilich in einem Gastvortrag beim politischen Aschermittwoch der Königsteiner Liberalen, sei es wichtig, den Einzelnen in den Mittelpunkt zu stellen und jedes Individuum in seinen speziellen Fähigkeiten zu fördern. „Das bedeutet nicht, dass wir keinen Wettbewerb wollen oder dass alle Jugendliche denselben Abschluss anstreben sollen“, so der Mann aus dem Landtag.
Enger verzahnen
Die FDP bekenne sich zum Unterschied und den daraus entstehenden Ungleichheiten. Jedoch sollten, seiner Ansicht nach, Orientierungshilfen gegeben werden. Greilichs Vorschlag ist ein Konzept, das von Anfang an gedacht wird: „Wir müssen den gesamten Bildungsverlauf im Blick haben. Kindern, die zu früh eingeschult werden, gelingt der Anschluss nicht und sie werden ihn auch später nicht nden.“ Daher plädiere er für eine „quali zierte Schulvorbereitung“, bei der Kindergärten und Schulen enger verzahnt miteinander kooperieren.
Eine Verschulung des Kindergartens wolle man seitens der FDP aber nicht. „Wir möchten spielerisch an die Kleinsten herantreten und deren Neugier wecken“, erklärte Greilich. Zusätzlich müssten Schulen und Kitas kompensieren, was manchen Kindern innerhalb der eigenen Familie nicht geboten werden könne. „Dafür braucht es die besten Erzieher, und da sehen wir Probleme.“
Doch nicht nur bei den Erziehern, auch im Lehrpersonal müsste es umstrukturierungen geben – angefangen beim Studium. Die Regierung beklage sich derzeit über den erheblichen Lehrermangel – angeblich bedingt durch den Flüchtlingszustrom.
Doch das hält Greilich für eine Ausrede: „Wir hatten schon vor dem Zuwachs der Flüchtlinge zurückgehende Zahlen.“ Ein weiterer fatale Fehler sei die Auffassung, dass man als Erzieher oder Lehrkraft lediglich gut mit Kindern umgehen müsse, sozial kompetent oder freundlich sein sollte.
Lehrer überfordert
„Viele Lehrkräfte sind nicht ausreichend quali ziert sowie überfordert“, fasste der Liberale seine Sicht der Dinge zusammen: „So kann es keine beste Bildung geben. Es ist schwer, aber man muss den jungen Menschen auf ihrem Weg in den Beruf auch sagen, wenn sie für diesen nicht kompetent genug sind.“ Genau da liege das Kernproblem der Misere. Dies geschehe nicht und Menschen stiegen somit in einen Beruf ein, für den sie ungeeignet wären.
Ein zweiter Faktor, den der Referent ansprach, war die Finanzierung der Idee. 2012 seien bundesweit insgesamt 110 Milliarden Euro in Bildung investiert worden. Zu wenig, meint Greilich. Vor allem, wenn man zum Vergleich die sozialleistungsausgaben heranziehe. Die hätten bei 780 Milliarden Euro gelegen. „Wir wollen andere Schwerpunkte. Die Regierung muss bei öffentlichen Ausgaben disziplinierter werden“, forderte Greilich. Eine Verschiebung der Verteilung des Bruttosozialproduktes müsse statt nden. „Das geht nicht von heute auf morgen. Bis 2030 würden wir dies angehen wollen.“
Eine Stärkung der Demokratie sei nur machbar, wenn zunehmend in die Bildung der Menschen investiert werde. „Nur so kann auch ein vereintes Europa weiterhin Bestand haben“, resümiert Greilich am Ende seines Vortrages.