Auf­trags­ver­ga­be zur Abfall­ent­sor­gung ohne Transparenz

„Von nur weni­gen städ­ti­schen Akti­vi­tä­ten sind wirk­lich alle Ein­woh­ner in König­stein betrof­fen. Die Müll­ab­fuhr gehört zur Grund­ver­sor­gung. Wür­de sie nicht funk­tio­nie­ren, hät­te man schnell nea­po­li­ta­ni­sche Ver­hält­nis­se. Und die Sache ist auch rich­tig teu­er: Fast eine Mil­li­on Euro kos­tet die Abfall­ent­sor­gung pro Jahr, ein­schließ­lich der Lee­rung der öffent­li­chen Müll­ei­mer in der Stadt“, umreißt Ascan Ire­di, der Vor­sit­zen­de der FDP in König­stein, die Wich­tig­keit des Themas.

Die Ver­trä­ge mit dem Ent­sor­gungs­un­ter­neh­men lau­fen zum Jah­res­en­de aus, neue Auf­trä­ge müs­sen somit ver­ge­ben wer­den. Lei­der wur­de über die­se wich­ti­gen und teu­ren Ent­schei­dun­gen nicht bera­ten, anders als über viel klei­ne­re Aus­ga­ben, die teil­wei­se über Mona­te dis­ku­tiert wer­den. In der Ver­gan­gen­heit war das anders. Da gab es dafür eine Abfall­kom­mis­si­on, besetzt von allen Frak­tio­nen der Stadt­ver­ord­ne­ten­ver­samm­lung. Dort wur­de vor allem spe­zi­fi­ziert, wel­che Leis­tun­gen wir von der Abfall­ent­sor­gung benö­ti­gen oder erwar­ten. Der Aus­schrei­bungs- und Ver­ga­be­pro­zess wur­de ord­nungs­ge­mäß und recht­zei­tig auf­ge­setzt. Mit den not­wen­di­gen Beschlüs­sen in Magis­trat und Finanz­aus­schuss wur­de bereits Mit­te 2020 ein Inge­nieur­bü­ro und eine Rechts­an­walts­kanz­lei zur Vor­be­rei­tung und Beglei­tung der kom­ple­xen EU-wei­ten Aus­schrei­bung beauf­tragt. Um Syn­er­gien zu heben, wur­de mit acht Nach­bar­kom­mu­nen, wie bei­spiels­wei­se Kelk­heim, die vor der glei­chen Fra­ge­stel­lung stan­den, koope­riert. Die Ver­ga­be­ver­fah­ren wur­den aller­dings getrennt abge­wi­ckelt, da die Anfor­de­run­gen im Ein­zel­nen doch unter­schied­lich sind.

Bis dahin war alles gut. Aber alles ande­re war dann die Sache der Insi­der, der ehren­amt­li­chen Abfall­de­zer­nen­tin im Magis­trat, eini­gen weni­gen Per­so­nen im Rat­haus, der ein­be­zo­ge­nen Bera­ter und der anbie­ten­den Fir­men. Micha­el-Klaus Otto, Stadt­ver­ord­ne­ter der FDP, stellt dazu fest: “Erst als alles gelau­fen war, wur­den ab Juli die städ­ti­schen Gre­mi­en, beim Magis­trat ange­fan­gen, mit dem End­ergeb­nis kon­fron­tiert. Die Lis­te der drei Ent­sor­gungs­fir­men, die ein Ange­bot abge­ge­ben hat­ten, mit den Preis­schil­dern für die Gesamt­sum­men und der fer­ti­ge Ver­trags­ent­wurf für den bis­he­ri­gen Anbie­ter, der das güns­tigs­te Ange­bot abge­ge­ben hat­te, wur­den vor­ge­legt. Es wird ab 2022 deut­lich teu­rer als bis­her. Die Abfall­ge­büh­ren wer­den steigen!“

Was wer­den die König­stei­ner für ihre Gebüh­ren bekom­men? Erst auf mas­si­ve Nach­fra­ge wur­de das Leis­tungs­ver­zeich­nis, das auf 50 Sei­ten für die Anbie­ter auf­lis­tet, was die Stadt haben will, am 19. Juli vor­ge­legt. Es kam her­aus, dass im Wesent­li­chen die bis­he­ri­gen Leis­tun­gen gefor­dert wur­den. Klei­ne­re Ver­bes­se­run­gen wur­den ein­be­zo­gen, wie die Rei­ni­gung um die öffent­li­chen Abfall­be­häl­ter in einem grö­ße­ren Umkreis und das Auf­räu­men um die Glas­sam­mel­be­häl­ter. Das war es dann aber. Wei­te­re oder ande­re Leis­tun­gen konn­ten jetzt nicht mehr berück­sich­tigt wer­den, denn die Aus­schrei­bung war gelau­fen. Eine Auf­he­bung zwecks Ergän­zun­gen hät­te eine recht­zei­ti­ge Rege­lung ab Janu­ar 2022 unmög­lich gemacht. Dabei wären sicher noch eini­ge Bedürf­nis­se der Bür­ger zumin­dest dis­kus­si­ons­wür­dig gewe­sen, wie bei­spiels­wei­se die Fre­quenz der Papier­ab­fuhr. Dank Inter­net­be­stel­lun­gen und Kar­ton­ver­sand quel­len über­all die Papier­ton­nen schon lan­ge vor dem Abhol­ter­min über.

Die Stadt­ver­ord­ne­ten­ver­samm­lung hat inzwi­schen die fet­te Krö­te geschluckt und der Ver­ga­be der Auf­trä­ge zuge­stimmt. Und der Bür­ger­meis­ter hat Bes­se­rung gelobt, recht­zei­tig vor der nächs­ten Ver­ga­be in fünf Jah­ren, aber dann wohl nach der nächs­ten Bür­ger­meis­ter­wahl, soll wie­der eine Abfall­kom­mis­si­on ein­ge­setzt wer­den. Ire­di: „Wir lie­ben unse­re klei­ne Stadt.“

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