„Ein Ergebnis der letzten Stadtverordnetenversammlung war ein peinlicher Minimalkonsens bei der Benennung von neuen Straßen, auf den sich ALK und CDU eingelassen haben“, so Ascan Iredi, Fraktionsvorsitzender der FDP. Zum Hintergrund: Auf dem Hardtberg entstehen im Rahmen der Bebauung zwei neue Sackgassen, für die Namen gesucht wurden.
Da man sich in der neuen Koalition über die Namen nicht anders einigen konnte, kamen zwei herausragende Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts von internationaler Bedeutung auf den Tisch. Beide haben in Königstein ihre Spuren hinterlassen. Ernst Ludwig Kirchner verbrachte seine Zeit in Königstein im Sanatorium Dr. Oskar Kohnstamm.Das war im Jahr 1916. 45 Jahre später kam Richard Neutra auf Einladung von Prof. Dr. Martin Rang nach Königstein und realisierte am Hardtbergweg sein erstes Privathaus in Europa. Beide Künstler, der Maler Kirchner und der Architekt Neutra gehören zu den wichtigen und stilbildenden Vertretern ihrer jeweiligen Epoche.
Notwendig wäre es gewesen, ihnen in unserer Stadt einen offensichtlichen und in seiner Größe angemessenen, begehbaren Ort zu widmen. Auch im Sinne der touristischen Vermarktung hätten ein größerer Ernst-Ludwig-Kirchner-Weg oder eine größere Richard-Neutra-Straße für die Stadt ein wünschenswertes Aushängeschild sein können. Stattdessen werden jetzt zwei sehr kurze Sackgassen die Namen Kirchnerweg und Neutraweg erhalten. Orte, zu denen sich wahrscheinlich kein Kurgast oder Tourist jemals verlaufen werden und die allenfalls in der Begründung des Bürgermeisters noch eine Nähe zu den Wirkungsstätten der Personen von Weltrang aufweisen.
Die FDP-Fraktion hatte einen Antrag gestellt, um darauf hinzuweisen, wie notwendig es ist, in der Lokalpolitik den Blick über den Tellerrand zu heben und die Wirkung auch über die Stadtgrenze hinaus zu beachten. Eine Umbenennung bestehender Straßen ist schwierig. Wegen des damit verbundenen sehr hohen administrativen Aufwands für die Anwohner, ist sie nach Möglichkeit zu vermeiden. Ascan Iredi abschließend: „Eine konstruktive Diskussion entstand in der Stadtverordnetenversammlung aber nicht. Die Notlösung scheint als Kompromiss für die Koalition von ALK und CDU das verbliebene Mittel und so wird leider eine Chance vergeben. Unsere Stadt hat das Nachsehen.“